Die besten Visa für digitale Nomaden: Steuern zahlen optional!
Bahamas, Georgien, Vereinigte Arabische Emirate: Immer mehr Destinationen buhlen mittels spezielle Visa um digitale Nomaden. Unkomplizierte, steuerfreie Aufenthalte winken. Wir stellen Ihnen die attraktivsten Visa vor und erklären, weshalb trotzdem viele digitale Nomaden freiwillig Steuern zahlen.
Es tönt zu schön um wahr zu sein. Den Laptop am Traumstrand in der Karibik aufklappen, legal vor Ort arbeiten und erst noch keine Steuern zahlen. Viele Länder schauen digitale Nomaden als Langzeit-Touristen an. Sie bieten spezielle Visa an, um Remote Worker zu attraktiven Bedingungen langfristig im Land zu behalten und erhoffen sich dadurch wirtschaftliche Impulse. Falls Sie einen Remote Work-Aufenthalt planen, sollten Sie allerdings das Kleingedruckte beachten. Es drohen Fallstricken und komplizierte Prozesse.
Kriterien, die Sie beim Visa-Vergleich beachten sollten
Die Freude auf einen unkomplizierten Arbeitsaufenthalt an der Wunschdestination wird manchmal schnell gedämpft. Die Bedingungen der Visa sind bei genauerer Betrachtung oft kompliziert und undurchsichtig. Wie hoch ist die Steuerreduktion in meinen Fall genau? Wie hoch ist das Mindest- Einkommen, das verlangt wird? Darf ich meinen Partner mitbringen? Wie lange dauert es überhaupt bis mein Antrag bearbeitet wird und überrascht mich Ende des Bewerbungsprozesses eine dreistellige Bearbeitungsgebühr? Wir haben für Sie die attraktivsten, einfach zu erhaltenden Visa ausgewählt. Diese sind günstig oder gratis, bieten einen steuerfreien Aufenthalt und verlangen kein oder ein eher kleines Mindesteinkommen, das unkompliziert nachgewiesen werden kann. Wenn einzelne dieser Kriterien nicht erfüllt sind, weisen wir darauf hin.
Bahamas: Bis zu drei Jahre Trauminsel-Hüpfen steuerfrei
Die Bahamas bestehen aus über 700 Inseln, davon sind sechzehn offen für Besucher. Das Tourismusministerium lockt digitalen Nomaden mit der Idee, ein Jahr lang jeweils einen Monat auf einer anderen Trauminsel zu leben. Das Visum gilt für ein Jahr und kann bis zu drei Mal verlängert warten. Inselhüpfen (fast) ohne Ende also. Die Bahamas entwickelten das Visum für digitale Nomaden aus der Not. In der Pandemie fehlten Touristen, die durch Remote Worker ersetzt werden sollten. Eine einfach verständliche, schön gestaltete Website führt durch den Antragsprozess. Die Bearbeitung soll lediglich fünf Tage dauern, ein Mindesteinkommen wird nicht verlangt. Der einzige Wermutstropfen: Das Visum kostet umgerechnet ca. 900 Schweizer Franken. Familienmitglieder des Hauptverdieners oder der Hauptverdienerin dürfen mitkommen. Deren Visum kostet umgerechnet ca. 450 Schweizer Franken. Steuern müssen vor Ort keine bezahlte werden, eine lokal gültige Krankenversicherung ist aber obligatorisch.
Costa Rica verlangt 3000 US-Dollar Mindesteinkommen
Ebenfalls sehr attraktiv ist das Visum für digitale Nomaden von Costa Rica. Auf der Antrags-Website schlägt man sich allerdings teils mit etwas komplizierten Texten in Beamtenenglisch rum. Die Bahamas bieten diesbezüglich mehr Klarheit. Dafür hat Costa Rica neben Traumstränden auch zahlreiche weitere Attraktionen, wie dichte Dschungel, Vulkane und exotische Tiere zu bieten und ist somit insgesamt die abwechslungsreichere Destination. Das Visum ist mit 100 US-Dollar eher günstig und kann um ein Jahr verlängert werden. Costa Rica verlangt von digitalen Nomaden ein Mindesteinkommen von 3000 US-Dollar pro Monat. Etwas Papierkram fällt an, da man das Einkommen durch Bankauszüge der vorangegangenen zwölf Monate belegen muss. Die Bearbeitungszeit des Visums gibt das Land mit maximal drei Monaten an.
Georgien: Extrem günstige Entdecker-Destination mit einfacher Einreise
Georgien überrascht: Die Digitalisierung ist weit fortgeschritten. Die Hauptstadt Tiflis verfügt über eine hippe Musik und Food-Szene. 5000er im Kaukasus, die etwas andere Stranderfahrung am Schwarzen Meer und Weinanbau-Gebiete locken. Ein Paradies für Entdecker! Das Land bemüht sich seit längerem aktiv um digitale Nomaden und ist mit seinen extrem tiefen Preisen für Kostenbewusste sehr attraktiv. Man reist Visa-frei ein und darf für ein Jahr steuerfrei bleiben. Bis vor kurzem wurde ein Mindesteinkommen von 2000 US-Dollar verlangt. Diese Anforderung scheint abgeschafft worden zu sein, da neu auch „normale“ Touristen ein Jahr Visa-frei in Georgien bleiben dürfen.
Dubai: Steuerlich attraktive Luxus-Destination in der Wüste
Dubai punktet mit einem einfachen, klaren Prozess zur Beantragung des Visums. Die Destination verlangt zwar ein Mindesteinkommen von 3500 US- Dollar pro Monat und eine Gebühr von 611 US-Dollar für das Visum, dafür gewährt sie aber einen umfangreichen Zugang zu öffentlichen und privaten Dienstleistungen in Dubai. Man erhält eine Einwohner-ID, Zugang zu Schulen und kann ein Bankkonto eröffnen, was bei den anderen genannten Destinationen nicht immer möglich ist. Dubai macht es so digitalen Nomaden einfach, einen vollwertigen Wohnsitz zu begründen. Dies ist für die Steuerbefreiung im Heimatland wichtig. Dubai kennt keine Einkommenssteuer und ist deshalb für Steueroptimierer sehr attraktiv. Das Visum kann verlängert werden, man muss aber den selben Prozess neu durchlaufen.
Steuerfrei leben: Vermeiden Sie illegale Methoden!
In der grössten Facebook-Gruppe für digitale Nomaden der Schweiz ist das Thema Steuer- und Krankenkassenpflicht ein Dauerbrenner. Digitale Nomaden in der Gruppe empfehlen anderen, sich in einem anderen Land kurzzeitig anzumelden. Die Wohnsitzbestätigung des neuen Wohnsitzes könne man als Beweis eines neuen Lebensmittelpunktes verwenden. So seien sie von Steuerpflicht und Krankenkassenpflicht in der Schweiz entlassen worden, berichten mehrere Mitglieder der Gruppe, die nicht namentlich genannt werden möchten. Anschliessend könne man sich im neuen Wohnsitzland wieder abmelden und lebe danach ohne Wohnsitz steuerfrei. Diese Praxis ist wahrscheinlich illegal und kann bei der erneuten Anmeldung in der Schweiz auffliegen. Dann könnten saftige Nachsteuern anfallen. Die Gefahr, dass man plötzlich ohne soziale Absicherung da steht, ist zudem sehr hoch. Diese auf eigene Faust durch private Versicherungen zu ersetzen ist anspruchsvoll.
Steuern zu Hause weiter zu bezahlen kann sich lohnen
Der grosse Nutzen der Visa für digitale Nomaden ist, dass vor Ort keine Steuern anfallen. Remote Worker müssen sich also keine Sorgen darüber machen, plötzlich vor Ort mit Behörden in Konflikt zu geraten oder gar doppelt Steuern bezahlen zu müssen. Heisst das nun, dass Sie gar keine Steuern mehr bezahlen? Um sich der Steuerpflicht in der Schweiz zu entziehen, ist es zwingend notwendig, in einem anderen Land einen Wohnsitz zu begründen, erklärt Heinz Tännler, Finanzdirektor des Kantons Zug. Digitale Nomaden müssten ihren Lebensmittelpunkt im neuen Land haben und beabsichtigen, sich dort langfristig niederzulassen. Zeitlich befristete Aufenthalte, bei der ein digitaler Nomade zum Beispiel ständig von einem Land ins nächste wechselt, dürften seiner Einschätzung nach nicht ausreichen, um in der Schweiz nicht mehr steuerpflichtig zu sein. Zudem werde bei Löhnen, die von Schweizer Firmen ins Ausland bezahlt werden, eine Quellensteuer abgezogen. Ob diese Quellensteuer zurückgefordert werden kann oder nicht, hänge wiederum von Doppelbesteuerungsabkommen ab, die mit ca. 100 Länder bestehen. Der Einzelfall müsse geprüft werden. Es ist also wahrscheinlich, dass digitale Nomaden im Heimatland weiterhin normal steuerpflichtig bleiben. Tännler dazu: „Für viele digitale Nomaden dürfte sich ganz generell die Frage stellen, ob es wirklich eine gute Idee ist, sich in der Schweiz formell abzumelden, nur um dadurch Steuern zu sparen. Oft verliert man damit auch den Versicherungsschutz (z. B. Kranken- und Unfallversicherung), den man bei persönlichen Notlagen – z.B. für eine medizinische Behandlung in der Schweiz oder bei Arbeitslosigkeit nach einem Stellenverlust – dann plötzlich doch wieder schätzt.“
Zwei digitale Nomaden aus der Schweiz erzählen
Denny, der nicht mit vollem Name genannt werden möchte, lebt seit zwei Jahren auf Barbados. Das Land hat es nicht in unsere Liste der besten Digitalnomaden-Visa geschafft, da es ein hohes Mindesteinkommen und mehrere Tausend Dollar Gebühren für ein Visum verlangt. Denny ist unkompliziert mit samt Familie in das Inselparadies übergesiedelt. Er arbeitet für eine Schweizer Firma und muss weiterhin in der Schweiz Steuern zahlen. Die Steuerverwaltung hat seinen Aufenthalt als Weltreise eingestuft. Trotzdem ist er zufrieden. Dank dem Visum für digitale Nomaden kann er ohne grössere administrative Hürden in Barbados leben und kann im Notfall auf die soziale Absicherung der Schweiz zählen.
Benoit R. Balet dagegen könnte steuerfrei leben, wenn er wollte. Er lebt in Dubai. Wie erwähnt erlaubt Dubai die Einschulung der Kinder, das Eröffnen eines Bankkontos und stellt Residenten-Identitätskarten aus. Zudem besteht ein Doppelbesteuerungsabkommen zwischen der Schweiz und dem Emirat. Nach eigenen Angaben könnte Balet deshalb auf das Steuerzahlen in der Schweiz verzichten. Da er den Zugang zum Schweizer Gesundheitssystem behalten und teils auch geschäftlich in der Schweiz tätig sein möchte, lässt er sich in der Schweiz aber besteuern, obwohl er dies vermeiden könnte.
Für einen gelungenen Aufenthalt an einer Traumdestination sollten steuerliche Aspekte nicht entscheidend sein. Stellen Sie bei der Auswahl besser Ihre persönlichen Präferenzen ins Zentrum: Lieber Inselparadies, Wüsten-City oder Kaukasusgebirge? Wer dann noch gut abgesichert und legal unterwegs ist, wird den Remote Work-Aufenthalt voll geniessen können – auch ohne Steuerersparnisse.
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